Beinschmerzen

 

Das Bein ist am haufigsten von Arthrosen betroffen. Dies betrifft das Hüftgelenk und das Knieglenk. Der Fuss ist seltener davon betroffen. Hier sind Fehlstellungen, die zum Knicksenkfuss, zum Hohlfuss, zum Plattfuss oder auch zum Hallux valgus führen, das Thema. Beides, Arthrose und Fehlstellungen, führen zu veränderten Belastungen der Muskeln. Ein Teil wird mehr beansprucht und überlastet, ein anderer Teil wird nicht mehr ganz gedehnt und verkürzt sich. Da die Muskeln stark mit Nervenendigungen versorgt sind, die Schmerzreize weiterleiten können, können sie zu den Beschwerden der Arthrose beitragen und bei Fehlstellungen diese meist verursachen. In allen Fällen hilft also ein Wiederherstellen des muskulären Gleichgewichtes und ein Ausschalten der Muskelschmerzpunkte, Beschwerden zu reduzieren.

Hüftgelenkarthrose

Das Hüftgelenk befindet sich in der Mitte der Leiste recht nahe unter der Hautoberfläche. Was fälschlicherweise oft als Hüftgelenk angesehen wird nämlich die Region, auf der man in Seitenlage liegt und die oft schmerzhaft ist, ist eigentlich der Rollhöcker des Oberschenkels, der den Gesässmuskeln als Ansatz dient. Unser Filetmuskel, der von Zwerchfell her vorne und seitlich der Wirbelsäule beidseits folgt, überquert das Becken in der Leiste und taucht dann hinter den Oberschenkelkopf hinab, wo er am Oberschenkel befestigt ist. Er ist unser wichtigster Hüftbeuger, den wir bei jedem Schritt zum Vorziehen des Beines benutzen und beim Bergauf- und Treppaufgehen vermehrt beanspruchen. Da gleichzeitig das Hüftgelenk eine grössere Bewegung druchführen muss, ist diese Tätigkeit meist schmerzhaft. Die Gesässmuskeln, die an den Rollhöcker gehen, haben die Aufgabe, das Hüftgelenk zu strecken und in allen Phasen der Gelenkstellung die Stabilität des Beckens auf die Seite zu gewährleisten. Bei einer lang anhaltenden Hüftgelenksarthrose umschifft der Patient oft den Schmerz, indem er die Körpermitte über das Hüftgelenk schiebt. Die wird durch eine Seitverlagerung im Becken erreicht. Dadurch werden die Gesässmuskeln überbelastet und letztlich geschwächt. Dies ist häufig ein Grund, weshalb ein Patient nach der Operation der Hüftgelenksarthrose zwar in der Hüfte schmerzfrei ist, aber dennoch hinkt und Schmerzen nun im Rücken und Gesäss hat.

Alle diese Muskeln können durch eine Laserbehandlung der Muskelschmerzpunkte entspannt werden, so dass Übungen für das Erreichen einer guten Muskelkraft und Muskellänge optimal wirken können. Das Letztere ist Aufgabe in der Physiotherapie. Gleichzeitig muss die Funktion der kleinen Beckenverwringung, die beim Gehen normalerweise auftritt, und des unteren Rückens kontrolliert und gegebenenfalls behandelt werden.

Kniegelenksarthrose

Wenn wir das Bein in der Knieregion anschauen (im Fernsehen sieht man dies am Besten beim Fussballspieler), fällt der vordere Oberschenkelmuskel, der Kniegelenksstrecker, stark auf. Er ist einer der voluminösesten Muskeln des Körpers und besteht eingentlich aus vier Teilen. Manchmal sieht man dies unter der Haut oder kann es ertasten: oberhalb des Kniegelenkes auf der Innenseite ist ein Wulst, ebenso auf der Aussenseite, der sich aber fast bis zum Hüftgelenk fortführt. In der Mitte dazischen ist ein weiterer Teil, der bis zur vorderen Beckenkante hochgeht, und darunter der vierte Teil. Dieser Muskel heisst nach dem griecheisen Wort Quadriceps, auf deutsch Vierköpfer. Die Kniebeuger kommen von verschiedenen Orten am Becken her (vordere Beckenkante, Schambein und Sitzbeinhöcker) und haben gleichzeitigt auch im Hüftgelenk verschiedene Aufgaben zu erledigen. Der Quadriceps hebelt beim Gehen den Körper über das Knie nach vorne. Bergauf hievt er den Körper noch in die Höhe, berab bremst er unseren Gang ab, eine für viele ungewohnte Aufgabe, die rasch zu Muskelkater führen kann. Ist das Kniegelenk im Knorpel von einer früheren Verletzung her oder im Alter geschädigt, wird dabei die Kniescheibe (sie wirkt als Umlenkrolle für den Quadriceps, der zum Schienbeinkopf führt) stark auf die Gelenkrollen des Oberschenkels gepresst, was gerade bergab zu Gelenkschmerzen führen kann. Doch auch die Muskelschmerzpunkte gerade im Quadriceps können Schmerzen auf der Gelenkinnenseite, der Kniescheibe, der Gelenkaussenseite und der Kniekehle auslösen. Die Hüftbeuger sind seitlich innen und aussen am Schienbeinkopf festgemacht und können dort zu Knochenhautreizungen und Schleimbeutelentzündungen führen (die Schleimbeutel sind kleine Gleitkissen zwischen den harten Sehnen oder vor der Kniescheibe zwischen dieser und der Haut).

In all diesen Fällen können ein Teil der Schmerzen oder manchmal sogar alle durch eine Behandlung der Muskelschmerzpunkte ergänzt mit einfachen Körperübungen zum Verschwinden gebracht werden. Gerade im Hinblick auf eine nötige Kniegelenksoperation ist es wichtig, dass der Quadriceps schmerzfrei ist und auch, dass das Zusammenspiel der vier Anteile gut funktioniert. Wie beim Auto im Vierzylindermotor jeder Zylinder zu einem andern Zeitpunkt gezündet wird, um ein Maximum an Kraft an der Antriebswelle zu erreichen, springen die vier Anteile des Quadricpes unterschiedlich an. Dies kann durch Schmerzen gestört werden. Die normale Funktion solte schon vor einer Operation (wieder) erreicht werden.

Fussfehlstellungen

Die Ursache von Fussfehlstellungen rührt meist davon her, dass wir Schuhe zum Schutz der Füsse verwenden. Die Mode prägt gerade für Frauen das Bild eines kleinen, zierlichen Fusses, der vorn spitz zuläuft. Und damit die Beine schön lang wirken, werden die Fersen auf höhe Absätze oder Bleistiftabsätze gestellt. Bei den Männern ist es der spitz zulaufende Cowboyschuh oder eine moderne Variante des Schnabelschuhs. Alle diese Modeformen des Schuhs verändern die natürliche Fussform und beeinträchtigen die Funktion der Beinuskulatur. Diese beginnt schon unterhalb des Kniegelenks mit den Muskeln, die zur Achillessehne und zur Ferse führen oder die seitlich den Fuss stützen. Aber auch die langen Zehenstrecker und Zehenbeuger beginnen schon im Unterschenkel. Am Fuss selber sind eigentlich nur noch die kurzen Zehenstrecker und viele kleine Muskeln, die die Fussgelenke (davon haben wir ca. 30 !) in gewissen Gelenkstellungen fixieren. Das Feinspiel in diesen Gelenken ist nötig, um in allen Situationen eine guten Halt der Füsse am Boden zu garantieren und auch beim Gehen zwischen Steifigkeit im Fuss und maximaler und geführter Beweglichkeit wechseln zu können. Dies zu gewährleisten ist die Funktion der Muskeln. Durch die Schuhe, die den Fuss einengen und diese Gelenkspiel verunmöglichen, werden auch die Muskeln ihrer nätürlichen Aktivität beraubt und können Ursache zu Muskelschwächen und Fehlstellungen des Fusses werden.

Die häufigste Fehlstellung beim Erwachsenen ist der Knicksenkfuss, bei dem die Last des Körpergewichts auf dem Fuss zu einem Absinken des Längsgewölbes führt und damit zu einem Einknicken des Fersenbeins. Die ständige Belastung des Vorfusses bei fehlender „Trainingsmöglichkeit“ der Fussmuskeln führt zum Einsinken des Quergewölbes im Fuss und zum Spreizfuss. Oft macht sich dieser durch ein Hühnerauge am Zehenballen unter der zweiten Zehe bemerkbar oder gar durch Gefühlsstörungen zweier benachbarten Zehen oder gar Schmerzen in der Zehenballe bei Belastung. Ein krallenförmiges Verziehen der Zehen (Krallenzehen) kann daraus resultieren. Eine weitere Folge ist der Hallux valgus, der auf der Grundlage eines Spreizfusses entsteht und bei dem die Grosszehenspitze zur zweiten Zehe gedrückt wird. Mit der Zeit wird das Grosszehengrundgelenk vergrössert und schmerzhaft. Die Grosszehe kann nicht mehr vollständig von der zweiten Zehe abgehoben werden. Sie kann sogar unter die zweite Zehe rutschen, so dass diese eine Hammerzehe mit Abweichung zur Grosszehe bildet.

Bei all diesen oben geschildeten Problemen lohnt es sich, zuerst einmal auf ein Stück Papier zu stehen und sich den Umriss des Fusses mit einem Stift nachzuzeichnen (oder nachzeichnen zu lassen). Diesen Umriss schneiden Sie dann bitte aus und legen ihn über die Sohle eines Ihrer Schuhe. Oft entsteht dann ein Staunen über die Differenzen.

Die ursächliche Therapie beginnt also meist mit dem Kauf neuer Schuhe, die nun den Fuss nicht mehr einengen und eine gewisse Beweglichkeit der Gelenke und Fussmuskeln zulässt. Muskelschmerzpunkte können nun mit gutem Resultat behandelt werden. Zusätzlich und hier wichtig sind Übungen zur Verstärkung der Fussbeweglichkeit in den verschiedenen Gelenken und zum Training der Fussmuskeln. Für den Aufbau einer richtigen Koordination der Fussmuskeln, um eine gute Fussstabilität im Stehen zu erhalten, bieten Übungen der Spiraldynamik eine ausgezeichnete Hilfe. Gleichzeitig erhalten Sie so die nötige Koordination, damit der Fuss auch im Gehen seine wichtige Stützfunktion und Gewichtsübertragung auf den Boden erfüllen kann.

Als weitgehend symptomatische Therapie dient die Schuheinlagenversorgung. Auch in diesem Fall müssen meist andere Schuhe gekauft werden, damit die Einlagen in die Schuhe passen. Die Operation des Hallux valgus ist als letzte Möglichkeit anzusehen, wenn die Bänder und Sehnen auf einer Seite bereits so verkürzt sind, dass eine nromale Gelenkstellung nicht mehr ereicht werden kann. Doch auch hier lohnt es sich, bei einer in Spiraldynamik geschulten Physiotherapie sich behandeln zu lassen. Es gibt regelmässig eintägige Kurse, in denen man die wichtigsten Übungen für ein effizientes Heimprogramm lernen kann.

Spezialfälle

Bei Fussverstauchungen klagen die Patienten oft über längere Zeit anhaltende Schmerzen auf einer oder beiden Knöchelseiten, die von Verspannungen der Fussmuskeln herrühren, die den Unfall eigentlich verhindern wollten. Hier hilft eine Behandlung der Muskelschmerzpunkte rasch. Nach wiederholten Fussverstauchungen kann eine Physiotherapie nach der Methode der proprioceptiven neuromuskulären Faszilitation (PNF) mit z.B. Gleichgewichtsübungen auf einem Kreisel helfen, dass die Muskeln bei Sturzgefahr wieder koordiniert und rasch stützend einspringen und so eine weitere Verstauchung verhindern.

Achillesehnenprobleme rühren oft von Verspannungen des dahinterliegenden Muskels, des Trizeps oder Dreiköpfers, in der Wade her. Gerade der tiefer liegende Teil wird häufig nicht erkannt oder beachtet und bildet ein Reservoir von Muskelschmerzpunkten, die die Muskelfunktion und damit die Funktion der Achillessehne beeinträchtigen, so dass im Sehnenbereich Schwellungen, Schmerzpunkte und letztlich Einrisse entstehen können. Das Aufsuchen dieser Schmerzpunkte, deren Behandlung und einige Hinweise zur Fussstellung im Stehen können schon deutliche Abhilfe geben.